Krummi – Schnell, schneller am schnellsten.

Oder: Zuviel gewollt und alles falsch gemacht.

 

Krummi - gesprochen: Krümmi - war Daniels Kinderpferd. Er ist für uns ein besonderes Pferd und für ihn wird es immer einen Platz auf unserem Hof geben. Er hat uns all die Jahre begleitet, wir schulden ihm vieles und haben ihm vieles zu verdanken.

Wir hatten ihn damals auf einem nahe gelegenen Islandpferdehof bei Mölln gekauft, nachdem auch Daniel in jungen Jahren beschlossen hatte, es nun ernst zu meinen mit dem Reiten.

Krummi ist ein Viergänger, der im Tölt damals quasi nicht ausgebildet war. Er töltete stets trabig mit hochgereckter Nase und weggedrücktem Rücken. Fünfjährig hatte er bei den Vorbesitzern schon die ersten Erfahrungen mit Reitanfängern in der Reitschule sammeln müssen und er war schon damals recht hart in der Hand und etwas verritten. Entsprechend schwierig stellte sich die Anfangsphase da – aber mit welchem Pferd ist der Anfang schon einfach, wenn man quasi keinerlei Erfahrungen hat? Krummi hatte dennoch einen liebenswerten Charakter und es war mit der Einstellung an die ganze Sache heran gegangen worden, dass man ohnehin erst eine Menge würde lernen müssen...

Gleich in der ersten Woche „parkte“ Krummi den damals noch etwas unsicheren Daniel im Galopp mit einem gekonnten Haken an einem Baum – und galoppierte dann friedlich ohne Reiter weiter.

Es gab mehre ähnliche Auseinandersetzungen und wir waren gezwungen uns regelmäßig zum Reitunterricht anzumelden und mit Kummi zum Üben auf eine Bahn zu fahren. Über die Monate und Jahre wuchsen Daniel und Krummi dann zu einem guten Duo zusammen, der Tölt wurde taktklar, entwickelte eine schöne Tempovarianz und Kummi wurde zum erhofften Freizeitpartner.

 

In Wahrheit hatten wir damals keine Ahnung von Pferde und würden wahrscheinlich kaum etwas heute wieder so machen, wie damals. Aber wir haben es nicht besser gewusst.

Wir besuchten Reitkurse, lasen Bücher, befragten Ostheopathen und versuchten uns einen Reim zu machen. Mehrere Sättel wurden gekauft und nach Feststellung der verkehrten Passform ein Jahr später wieder verkauft. Wir gaben uns Mühe, Krummis etwas durchhängendem Rücken mit Bodenarbeit und Trabstangen wieder auf die Sprünge zu helfen – und kamen in Wahrheit nur zu einem halb befriedigenden Ergebnis. Man kann zusammenfassen: wir haben ihn als Kinder mächtig verritten - sosehr wir uns auch Mühe gaben, dies nicht zu tun, soviel wir auch nachschlugen und Kamera-Selbstaufnahmen machten. Am Ende war er in der Gruppe für uns ohne grobe Zügeleinwirkung quasi kaum reitbar. Mit zunehmendem Wissen stellte sich heraus, dass der Tölt kaum so gut war, wie angenommen und wir begannen auch dahinter zu kommen, dass eine auswendig gelernte, nur scheinbar "dressurmäßige" Haltung, bei der das Pferd die Stirn in der Senkrechten trägt, rein gar nichts wert ist, wenn der Reiter dabei versäumt, die Hinterhand an der Schwerpunkt zu treiben. 

 

In den letzten Jahren hat Krummi eine neue Bestimmung gefunden: Mit Kindern und erwachsenen Reitanfängern trabt und galoppiert er freudig um die Bahn und lässt sich von ihnen in den Grundgangarten gern reiten, sogar in gemütlichen Gruppen im Gelände. Man gewinnt gar den Eindruck, er würde auf seine unerfahrenen Reiter Acht geben und aufpassen, dass sie nicht ins Rutschen geraten. Gleich zu Beginn dieser Phase als Reitlehrpferd fanden wir heraus, dass Krummi sich mit nur im Sperrhalfter eingeklinkten Zügeln viel unkomplizierter reiten ließ, als auf Gebiss. Er war so freudig bei der Sache mit den Kindern, dass wir ihn dieser neuen "Beschäftigung" nachgehen ließen und ihn in Sachen Tölt und dressurmäßiger Ausbildung nicht mehr weiter beanspruchten.

 

 

Nur gelegentlich wurden noch anderen Qualitäten gefordert:

2008 bestand Marina mit Krummi im Silbernen Reitabzeichen die Prüfungen "Leichter Sitz" (damals noch mit Springen) und "Dressur" je mit 1,0.

2010 gewannen die beiden die Gesamtwertung eines aus drei Etappen bestehenden Distanzrittes - was sich genau als Krummis Disziplin entpuppte. Er ist schnell, ausdauernd und verfügt über viel Lauffreude. Jede Etappe ist 20 Kilometer lang und in den angekündigten und unangekündigten Tierarztkontrollen unterwegs, dürfen Puls und Atmung bestimmte Werte nicht überschreiten. Ist dies der Fall, müssen Reiter und Pferd abwarten, bis sich die Werte normalisieren - während ihre Zeit weiter läuft.

 

Marina: „Die Reiter starten in Abständen von wenigen Minuten einzeln oder auf Wunsch gemeinsam von der Startlinie. Ich wollte immer einzeln reiten, da ich Krummis Kräfte dann besser einteilen konnte. Krummi ist aber sehr schlau. Er hatte fix raus, dass er das Pferd, was vor ihm die Startlinie verließ überholen konnte, wenn er sich nur nicht bremsen ließ. Ich ritt ihn immer gut warm vor dem Start und nach dem Startzeichen ging es in der Regel im Galopp davon. Wenn Krummi die ersten Pferde hinter sich gelassen hatte (wir überholten teils rücksichtslos im Galopp) beruhigte er sich und lief gleichmäßig mit gespitzten Ohren durch das Gelände. Er wusste immer, dass in Kürze die nächsten Pferde vor ihm auftauchen würden.

Wir wollten beide unbedingt die Schnellsten sein. Um die Werte zu verbessern, bin ich vor den angekündigten Kontrollen abgestiegen und nebenhergelaufen. Ich habe mich am Zwiesel festgehalten und habe Krummi laufen lassen. Es muss ein komisches Bild gewesen sein, wie ich halb taumelnd und völlig außer Atem vom Pferd buchstäblich mitgeschliffen wurde. Aber wir waren schnell!“ Marina lacht, in Erinnerung an die Situation.

„Ich wollte gern gewinnen, aber ich habe nicht gedacht, dass wir es tatsächlich schaffen könnten. Es waren übrigens die einzigen drei Male im Leben, in denen ich mit Turnschuhen in den Sattel stieg.“

Der erste Preis war ein Flug nach Island und die Reise hatte Marina im darauf folgenden Frühjahr angetreten.

 

2012 trat Marina mit Krummi auch auf dem Stover Rennen an.

 

„Den Tölt haben wir an den Nagel gehängt. Krümmi ist verdorben was das angeht, aber am Galopp hat er immer noch Spaß. Über eine Strecke von 300 Meter hat er noch mal gezeigt, was in ihm steckt. Das Starten vom Stand in den Galopp habe ich vorab extra mit ihm geübt, damit er weiß worum es geht. Und sicher hat dies auch unseren Sieg zur Folge gehabt. Krummi hat voll mitgezogen an dem Tag!“


Krummi war übrigens in all den Jahren immer der Herdenchef, vom ersten Tag an den wir ihn damals fünfjährig kauften. Er prügelte sich nie, sondern strahlte solch eine Dominanz aus, dass gleich alle anderen Pferde zur Seite wichen. Wir hoffen, dass er noch viele weitere glückliche Jahre bei uns verlebt, mit seinen Spielkameraden über die Wiesen tobt und auf seine kleinen Reiter aufpasst, die so viel Gefallen an ihm gefunden haben.