Pfingsten in Pommoissel
„Alle sind pünktlich da!“ Freudestrahlend verkündet Svenja bei meiner Ankunft die Vollständigkeit ihrer Gäste. Da es sich bei allen um „Wiederholungstäter“ handelt, sind die Pferde schnell untergebracht und das Gepäck ist ruckzuck verstaut. Ich habe das wunderbare Eckzimmer im Erdgeschoss mit Blick auf die großen Bäume vor dem Haus, dahinter grasen zwei Gastpferde auf der Koppel.
Aber erst mal habe ich keine Zeit, den idyllischen Ausblick zu genießen, denn wir sitzen alle kurz darauf hinter dem Haus bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen zusammen. Nach dieser kurzen Erholungspause steht gleich der erste Ausritt an. Das Wetter ist optimal und die Pferde motiviert. Rund 9 Kilometer geht es mal flott, mal gemütlich durch Wald und Flur. Herrlich! Danach versorgen wir erst die Pferde und anschließend werden wir selbst verwöhnt- heute bekochen zwei der Gäste die anderen.
Wir besprechen beim Essen die grobe Planung der nächsten Tage. Die „Kulturelle Landpartie“, kurz KLP, die immer zu dieser Zeit stattfindet, bietet ein breites Programm. Oliver und ich überlegen, in welchem Ort wir im vergangenen Jahr diesen netten kleinen Kunsthandwerkermarkt mit Musikveranstaltung besucht hatten. Der Name fällt uns nicht ein. Ich blättere oberflächlich durch das dicke Programmheft, aber auch das hilft mir nicht weiter.
Wir beschließen am nächsten Morgen die Fizo-Prüfung auf dem Kronshof-Special zu besuchen, das jedes Jahr zu Pfingsten stattfindet. Bei strahlendem Sonnenschein aber eisigen Wind sitzen wir mit wenig anderen Zuschauern an der Passbahn, auf der die Teilnehmer an uns mit ihren eindrucksvollen Pferden vorbei reiten.
Zurück am Hof steigen wir anschließend etwas durchgefroren auf unsere eigenen Pferde. Diesmal teilen wir uns in zwei Gruppen auf, um den unterschiedlichen Wünschen hinsichtlich Strecke und Tempo der Teilnehmer gerecht zu werden. Es geht über enge verschlungene Waldpfade, lange breite Sandwege und immer wieder bergauf und bergab. „Meine“ Gruppe legt dabei rund 12 km zurück.
Bei der abendlichen selbstgemachten Pizza besprechen wir das Kulturprogramm für den nächsten Tag. Da aufgrund einer Veranstaltung in Gorleben die meisten anderen Orte mit ihrem Programm aussetzen, entscheiden wir uns für einen Besuch auf dem Michaelshof. Aber davor reiten wir ca. 12km durch die wunderschöne Frühlingslandschaft. Am Nachmittag bestaunen wir die eindrucksvolle Anlage des Michaelshof mit großzügigen Beeten, lauschigen Teichen und verschiedenen Nutztieren. Oliver entdeckt sogar Kamm-Molche, die sich schwarz oder auch getigert im Wasser des großen Sees tummeln. Anschließend gibt es noch ein Eis aus dem Hof Cafe.
Abends grillen wir und beschließen, an folgendem Tag mehrere Veranstaltungsorte der KLP zu besuchen. Oliver möchte unbedingt nach Kröte, dass lässt sich gut mit einem Besuchen in Sallahn und Küsten verbinden. Ich durchsuche das Programmheft mittlerweile alphabetisch nach dem kleinen Markt, wieder erfolglos. Dafür entpuppen sich bei unserem Besuch Kröte und Küsten als charmante Dörfer mit unterschiedlichen Künstlern, Verkaufsständen und einem niedlichen Antikmarkt.
Am Abend gibt es einen saftigen Braten, den Olli zubereitet hat. Aber auch die Vegetarier kommen nicht zu kurz. Überhaupt: Dem Essen auf den Reiter-Freizeiten könnte man einen eigenen Bericht widmen. Morgens wird üppig und ausgiebig gefrühstückt, Mittags gibt es meistens ein Lunch bestehend aus Kuchen, herzhaft belegten Broten oder auch mal den Resten vom Vortag und am Abend wird immer gemeinsam gekocht, wobei stets auf die Wünsche aller eingegangen wird. Es ist immer lecker und stets mehr als ausreichend.
Am Sonntag ist Kronshof-Tag. Es ist angenehm warm und die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel. Wir sind rechtzeitig zum 5-Gang-Preis da und bestaunen Pferde und Reiter. Oliver hat dazu vor Ort noch einen offiziellen Termin: Er ehrt in seiner Funktion als frischgebackener Ressortleiter Zucht des IPZV-Nord zwei Pferde und deren Züchter. Wir können uns alle kaum von den spannenden Prüfungen losreiten und starten deshalb erst am späten Nachmittag zu unserem längsten Ausritt mit rund 16 km durch den lichtdurchfluteten Wald. Die Pferde sind trotz der Wärme lauffreudig und genießen wie wir die abwechslungsreiche Strecke inklusive der Pause, die wir auf halber Strecke einlegen. Schade, dass dies schon unser letzter Ausritt war.
Beim gemeinsamen Abendessen -es gibt Pfannkuchen- haben wir wieder viel Gesprächsstoff und mich beschleicht der Gedanke, dass ich diese anregenden Unterhaltungen zuhause sehr vermissen werde.
Beim Frühstück am Abreisetag wird das Klarschiffmachen besprochen. Wir räumen die Zimmer und putzen dann die Räume. Nach und nach verabschieden sich die Teilnehmer, da alle möglichst vor dem großen Pfingst-Rückreiseverkehr losfahren möchten. Ich bin eine der Letzten, immer noch bei der Recherche im Programmheft nach dem kleinen Markt. Fast habe ich die letzte Seite erreicht. Da! Aufgeregt wende ich mich an Oliver. „Sag mal, war der kleine Markt vielleicht in Zadrau?“ Er überlegt kurz. „Das wäre möglich.“ antwortet er dann. Heureka!
Um aber ganz sicher gehen zu können, muss ich unbedingt im nächsten Jahr wiederkommen. Und natürlich wegen der tollen Ausritte. Und wegen des guten Essens …. und überhaupt: weil es jedes Mal einfach einzigartig schön ist.
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